6 Std.-Lauf Rotenburg a.d. Fulda 21.03.2004

Bei Harald

Seit 4 Jahren organisiert Harald Heyde (www.waldhessenlauf.de) ein 6 Std._lauf. 2 x fand dieses Mal statt in Bad Hersfeld. Seit 2003 hat diesen Lauf ein Zuhause gefunden in Rotenburg a.d. Fulda, vor allem weil die Kombination Schlosspark-Jugendherberge für die Organisation einige der wesentlichen Probleme löst. Die Jugendherberge macht es zu einem Lauf der kurzen Wege. Die Teilnehmer können vor dem Lauf direkt Vorort übernachten und die Lokalität der Verpflegung nach dem Lauf samt Siegerehrung ist damit auf einem Schlag auch gelöst. Für die Teilnehmer kommt noch dazu, dass ein geselliges Beisammensein vor und nach dem Lauf auch noch möglich ist.

Harald habe ich bei dem Swiss-Jura-Marathon in 2000 kennen gelernt. Damals erzählte er mir von seinem Vorhaben einen 6 Std.-Lauf zu organisieren. Die erste Austragung fand dann auch prompt in 2001 statt. Ich hatte mir den Floh ins Ohr gesetzt und wollte diese für mich damals ungewöhnlich Wettkampfart mitmachen. Schon damals hat mir das Rundenlaufen (etwa über eine km lang) sehr gefallen. Man hat ständig Kontakt mit den Zuschauern und den anderen Teilnehmern auf der Strecke.

Ich ließ es mir auch dieses Jahr wieder nicht nehmen und war zum 4. Male dabei. Immerhin wollte ich endlich mal über 60 km in 6 Stunden schaffen. Das entspricht 10 km pro Stunde und 6 Minuten pro Kilometer. Da die Runden 1145 Meter lang sind, ist die persönliche Zeitmessung eine kleine Rechnerei. Jede Runde sollte damit unter 6 Minuten und 50 Sekunden liegen. 53 Runden sollte es in meinem Fall dann schon werden. Ich hatte mit Excel eine kleine Liste vorbereitet mit den Rundenzwischenzeiten, die ich dann auch prompt vergessen hatte, mitzunehmen. Unterwegs musste ich immer wieder rechnen um mein Tempo einzuschätzen, wie weit ich dann wohl war.

Zeit langem war ich nicht mehr so gut trainiert als dieses Jahr, was zurück zu führen ist auf mein diesjähriges Vorhaben wieder den Swiss Jura-Marathon zu laufen. Vielleicht wäre auch mehr als 60 km drin. Nach dem Start lief ich gleich vorne mit. Bei so einem Ultra startet man durchaus ruhig. Immerhin muss man nach 5 Stunden immer noch laufen können. Da ich immer diese Euphorie in mich habe, kann ich es einfach nicht lassen zügig loszulaufen. Diesmal war ich dann doch etwas vernünftiger als sonst und überlasse nach 1,5 Runde die Spitze den andern. Da ich mein Tempo etwas drosselte liefen sofort 8 Läufer an mich vorbei. Ich sah hinter mir niemand mehr und dachte "OK, jetzt bin ich 9." Das änderte sich lange Zeit nicht mehr.

Ich war auf einem Rundendurchschnitt (Achtung: 1145 Meter-Runden) von 6 Minuten angelangt, natürlich deutlich zu schnell. Immer wieder überholte ich viele meiner Bekannten und fragte mich: "Ob das gut geht?", aber die Beine waren in Ordnung und mein Herzfrequenz kam nicht über 145. Kein Grund mich sorgen zu machen. Das Wetter war sehr wechselhaft. Mal regnete es, mal schien die sonne, auch ein kurze Graupelschauer suchte uns heim. Nach etwa 3 Stunden schien dann so richtig die Sonne. Teilweise fand ich es trotz der fiesen Windböen sogar warm.

Nach 36 Runden bekam ich dann ein Fähnchen mit dem Aufschrift: "Marathon". Damit läuft man dann eine Runde, damit die anderen Teilnehmer und Zuschauer sehen können, wer schon bei der Marathondistanz angelangt ist. Die Marathonzeit stoppte ich bei 3:42:08. Nicht schlecht Herr Specht. An sich war das für mich an sich schon eine gute Marathonzeit. Das Fähnchen und meine Zeit motivierten mich weiter mein Tempo durchzuhalten. Wenn das so weiter gehen dürfte, schaffe ich noch an die 65 km. Immer weiter ging es bis ich dann nach mehr als 4,5 Stunden doch merkte, dass meine Beine nicht mehr so wollten wie ich es gerne hätte. Eine Gehpause half aber auch nicht gegen die müde Beine, also lief ich wieder. Das Laufen fiel mir schwer und nach ein weiteren Runde, es musste so knapp 5 Stunden gewesen sein, verfiel ich wieder ins Gehen.

Kopfrechnen war angesagt: die 60 km müssen unbedingt her. Wie viele Runden habe ich schon absolviert? 53 müssten es also minimal sein, also noch etwa 6 oder 7 Runden. Dann kann ich ruhig noch meine Beine eine Runde weiter ausbaumeln lassen. Zusammen mit Isy (www.steppenhahn.de) bin ich dann eine Runde, oder waren es doch zwei... gewandert. Dann lief der Hans-Joachim Meier von der 100-Marathon-Club an mich vorbei und rief mich zu: "so wird das nichts mit Deine 60 km". Genau das war es was ich auf dem Moment gebraucht hatte. Ich fing wieder an zu laufen. Die Beine waren zwar müde, aber die Motivation war wieder da.

Das gehen hat meine Waden zusätzlich gelockert. Noch mindestens 4 Runden in eine gute halbe Stunde. Da müsste ich doch noch gas geben. Es lief wieder und überholte wieder viele der Teilnehmer. Jaaa … 53 Runden geschafft und die 6 Stunden waren noch nicht vorbei. Jetzt noch mal was drauf legen. vielleicht schaffe ich noch die 61. "Das sieht wenigstens nicht so minimalistisch aus", dachte ich noch. Am Ende stellte sich heraus, dass ich gerade mal 88 Meter mehr als 61 km geschafft hatte.

Mit meinem Vorhaben von 60 km war ich mehr als voll im Soll. Ich war zufrieden über meinem Lauf wie lange nicht mehr. Es war auch schon 3 oder 4 Jahre her, dass ich eine Bestleistung hingelegt hatte. Die Glückwünsche, vor allem von Petra, habe ich liebend gerne entgegengenommen.

Ich bin wieder Läufer, und habe ein Bierchen verdient :-)